Es ist bekannt, dass nach einer Corona-Infektion muskuloskelettale Schmerzen fortbestehen können, berichtete Kai-Uwe Kern vom Institut für Schmerzmedizin/Schmerzpraxis in Wiesbaden auf dem 14. Orthopädie-Unfallchirurgie-Update-Seminar am 24. und 25. Februar 2023 in Berlin.

Eine systematische Übersicht und eine Metaanalyse vorhandener Veröffentlichungen dazu wurden von Fernández-de-Las-Peñas et al. (Pain 2022, 7, 1220–1231) durchgeführt: Aus 12.113 Veröffentlichungen wurden 33 Studien mit besonders hoher Qualität ausgewählt. In diesen wurde über 14.639 hospitalisierten und 11.070 nicht-hospitalisierten Long-Covid-Patienten berichtet.

Die Analyse betrachtete muskuloskelettale Schmerzen bei Erkrankungsbeginn, bei Krankenhauszuweisung und an Tag 30, Tag 60, Tag 90 sowie an Tag 180 bzw. darüber. Die Häufigkeiten von Muskelschmerzen und Gelenkschmerzen zu diesen Zeitpunkten wurden erfasst und getrennt nach hospitalisierten und nichthospitalisierten COVID-Patienten unterschieden.

Muskelschmerzen traten zwischen 5,65 % und 18,15 % auf, Gelenkschmerzen mit einer Häufigkeit zwischen 4,6 % und 12,1 %. Die Betrachtung des zeitlichen Ablaufes auftretender Muskelschmerzen ergab nach initial sehr häufigen Schmerzen in dieser Gruppe einen deutlichen Abfall der Prävalenz bis Tag 30. Nach Tag 30 aber kam es zu einer erneuten Zunahme der Häufigkeit bis Tag 90 und dann im weiteren Verlauf zu einem erneuten Abfall bis Tag 180, dann ungefähr erneut auf das Niveau von Tag 30.

Fasst man die Ergebnisse von hospitalisierten und nichthospitalisierten COVID-Patienten zusammen, so ergibt sich etwa eine Häufigkeit von 10 % muskuloskelettaler Long-COVID-Schmerzen innerhalb des ersten Jahres nach der Infektion. An Tag 90 waren die ehemals hospitalisierten Patienten häufiger betroffen als die nicht-hospitalisierte Gruppe, wahrscheinlich aufgrund der Schwere der Erkrankung.

Der bemerkenswerte zeitliche Ablauf zwischen Tag 30 und Tag 90 (Zunahme der Häufigkeit von Muskelschmerzen) stellte die Autoren vor eine schwierige Interpretation. Ihre Hypothese lautet, dass anhaltende proinflammatorische Prozesse nach Infektion über längere Zeit eine verzögerte zentrale Sensibilisierung mit Zunahme der Muskelschmerzen begründen könnte. Da diese Prozesse einige Zeit brauchen, sei eine Schmerzzunahme im ersten Vierteljahr möglicherweise hierdurch begründet, danach beruhigte sich das Geschehen zu Tag 180.

Die sorgfältig durchgeführte Arbeit zeigt nicht nur die Häufigkeit von Long-COVID-Muskelschmerzen bei 10 % der Betroffenen über einen langen Zeitraum, sie ist auch besonders interessant, weil eine Zunahme der Betroffenen nach initial deutlicher Besserung zu Tag 30 vorher so noch nicht dokumentiert wurde, kommentierte Kern diese Ergebnisse.