Die Anaphylaxie stellt eine akute bedrohliche, potentiell lebensgefährliche Situation für die Patienten dar, erklärte Prof. Dr. Christian Taube, Direktor der Klinik für Pneumologie der Universitätsmedizin Essen-Ruhrlandklinik, dem Westdeutschen Lungenzentrum, auf dem 19. Pneumologie-Update am 11. und 12. November 2022 in Mainz. Die Akutreaktion muss schnell und mit den richtigen Maßnahmen behandelt werden.

Im Rahmen der Akuttherapie der Anaphylaxie ist Adrenalin (Epinephrin) das wichtigste Medikament: Es wirkt durch Vasokonstriktion, Erniedrigung der Gefäßpermeabilität, Bronchodilatation, Ödemreduktion und positive Inotropie am Herzen. Bei nicht reanimationspflichtigen Patienten ist die sofortige intramuskuläre Applikation einer Dosis von 0,15 bis 0,6 mg Adrenalin in die Außenseite des Oberschenkels die medikamentöse Therapie der ersten Wahl. Die subkutane Injektion von Adrenalin wird wegen unzureichender Resorption und damit verbundenem verzögertem Wirkungseintritt dagegen nicht mehr empfohlen. Die Gabe von Adrenalin wird bereits am Schweregrad 2 empfohlen, insbesondere bei respiratorischen und kardiovaskulären Symptomen.

Die weitere medikamentöse Therapie umfasst parenterale Antihistaminika, parenterale Kortikosteroide und inhalative beta-2-Sympathomimetika. Die Indikation für den Einsatz des Rettungsdienstes und Einweisung in die Klinik sollte bei schwergradigen Reaktionen immer erfolgen.

Da eine Anaphylaxie lebensbedrohlich sein kann, sind standardisierte Behandlungen und klinisches Management der Patienten extrem wichtig, betonte Taube. Gerade in Praxen und Einrichtungen, in denen regelhaft auch eine Allergenimmuntherapie durchgeführt wird, ist es daher dringend angezeigt, die entsprechenden Empfehlungen zu kennen und in lokale Notfallpläne einzuarbeiten.

Aus gutachtlicher Sicht ist anzumerken, dass der Nachweis entsprechender Maßnahmen und Qualifikationen im Arzthaftpflichtprozess von großer Bedeutung sein kann.

Newsletter Ausgabe 12/22