Aktuelle Studien demonstrieren (wie in den vergangenen Jahren) die grundsätzliche diagnostische Überlegenheit der dreidimensionalen Bildgebung zur Bestimmung der Relation von Kronen und Wurzeln retinierter Zähne zu den Nachbarstrukturen, berichtete Prof. Dr. Stefan Haßfeld, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie – Plastische Operationen am Klinikum Dortmund auf dem 14. MKG-Update-Seminar am 27. und 28. Januar 2023 in Wiesbaden.

Es fehlen jedoch immer noch klare Aussagen zur Differenzialindikation des Einsatzes der Dentalen Volumentomografie (DVT) bei retinierten Weisheitszähnen – d. h. die Frage, bei welcher Art oder welchem Ausmaß der Verlagerung eine DVT-Aufnahme mit Wahrscheinlichkeit zusätzlich klinisch relevante Informationen liefert oder die Komplikationsrate verringert, kann noch nicht abschließend beantwortet werden. Insbesondere besteht kein evidenzbasierter Nachweis einer Reduktion des Risikos von Sensibilitätsstörungen nach operativer Weisheitszahnentfernung durch die DVT-Diagnostik.

Damit kann aus forensischer Sicht eine DVT-Aufnahme vor der Entfernung retinierter und verlagerter Weisheitszähne weiterhin nicht als Standard gefordert werden, erklärte Haßfeld – eine Aussage, die gerade aus gutachtlicher Sicht relevant ist und die auch vom Chairman der Sitzung Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an den HELIOS Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden, bestätigt wurde. Allerdings zeige sich ein stetiger Trend zur Empfehlung der DVT-Diagnostik bei enger Nachbarschaft zwischen Wurzeln des verlagerten Weisheitszahns und dem Mandibularkanal.

Newsletter Ausgabe 01/23